Nach Begrüßung und Einleitung durch den Gastgeber der Vogtlandfaser GmbH & Co. KG, Herrn Renè Kolbe, erfolgte eine Reihe hochkarätiger Vorträge zum Thema Faserpflanzennutzung.
In seinem Vortrag informierte Geschäftsführer Renè Kolbe darüber, wie der Hanf nach Pahren kam. Mittlerweile sind es 25 Jahre in denen die Faserpflanze Hanf in der Kooperation angebaut und seit 18 Jahre auch in der Aufschlußanlage in Läwitz verarbeitet wird. In der Agrargenossenschaft allein werden jährlich ca. 150 ha Hanf rein ökologisch angebaut. Zur Auslastung der Verarbeitungsanlage in Läwitz liefern zusätzlich 10 Vertragsanbauer von insgesamt ca. 200 ha Hanf nach Läwitz. Dabei kümmert sich die Pahren Agrar um die Weiterbildung ihrer Zulieferer und gibt Unterstützung beim Anbau sowie Hilfe bei der Ernte.
Susanne Frenzel von der Ökotrend GmbH stellte im Anschluß das Leistungsspektrum ihres Unternehmens vor. Die GmbH ist Dienstleistungspartner für die Anbahnung und Begleitung von Projekten und stellt als Netzwerker Kontakte zwischen verschiedenen Akteuren her.
2017 wurde dabei das erste gemeinsame Hanf-Projekt mit Pahren aus der Taufe gehoben unter dem Titel „Multitalent Hanf - vom Tierwohl bis zur Landschaftspflege“. Von großer Wichtigkeit war es immer, den Kontakt zu den Fördermittelgebern aufzubauen. Dabei haben sich das Ministerium für Land- Forst- und Ernährungswirtschaft und auch das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) in Jena als zuverlässiger Partner erwiesen.
Aktuell wird jedoch kein Faserpflanzenprojekt begleitet.
Dr. Jochen Steinwachs von der FarmHus materials GmbH berichtete von ihren Ergebnissen bei dem Aufschluß von Pflanzenfasern für textile Anwendungen.
Ausgangspunkt des Hanfanbaus und der Forschung in der Lommatzscher Pflege ist die Prognose, daß die Fasernutzung sowohl in der Textil- als auch in der Automobilindustrie in der Zukunft enorm steigen wird. Aktuell werden bereits jährlich Hanffasern im Wert von 12 Mio. USD (Stand: 2023) importiert, da das Aufkommen aus eigenem Anbau nicht gedeckt werden kann.
Anders als in Pahren verfolgt man jedoch einen anderen Weg - und zwar die Gewinnung von Langfasern ohne Feldröste. Die Ernte erfolgt bereits zu Beginn der Blühphase. Eine Zweiphasenernte, bei der ein oberes Schneidwerk die nicht nutzbaren Spitzenteile seitlich ablegt, während die Hanfstängel in gleichmäßige Stücke geschnitten und gedroschen separat auf dem Acker abgelegt werden. Dabei erfolgt die Trennung der Fasern (Langfasern) von den Schäben (ca. 25 - 30 %), die auf dem Feld verbleiben. Nach etwa 3 Tagen wird das Stroh zum weiteren stationären Feinaufschluß unter Dach geborgen. Die so gewonnenen Langfasern sind gut für die textile Nutzung geeignet.
Torsten Brückner vom Sachsen-Leinen e.V. wagte im Anschluß eine kritische Analyse der derzeitigen wirtschaftlichen Situation.
Als Mitbegründer des Sachsen-Leinen e.V. (1993) und später Sachens-Leinen GmbH (1997) berichtete er in seinem Vortrag über Hemmnisse und Potentiale des Faserpflanzenanbaus in Deutschland. Dabei sparte er nicht mit Kritik an der derzeitigen wirtschaftlichen Situation. Der Rückgang der Exportrate um 21 % ist ein wesentlicher Indikator für die nachlassende Nachfrage an Produkten aus Deutschland und beeinflusst die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit unserer Automobil-, Textil- und Chemieindustrie.
In der öffentlichen Wahrnehmung und Bewertung der Wirtschaft existieren zwei Welten: Einerseits die reale Welt der Wirtschaft, die sich aktuell in einer tiefen Krise befindet und andererseits die Überbewertung von Ökologie, Nachhaltigkeit und Innovationsprojekte, die auf die Dauer keinen Gewinn abwerfen.
Bezogen auf die Nutzung und die Chancen für den Faserpflanzenanbau sollten wir uns nicht so sehr auf die Ökologie konzentrieren, sondern auf die Herausarbeitung von Alleinstellungsmerkmalen, die sich dann eventuell als zukunftsfähig und attraktiv erweisen.
Zum Schluß berichtete Herr Ulrik Schiøtz von der Felde Fibres GmbH über seine Erfolge bei der textilen Faserproduktion in Brandenburg. Als reiner Faserhersteller haben sie es geschafft, für die nachgelagerten Verarbeitungsprozesse Partner zu finden, um spinnbare Fasern zu gewinnen und damit in der Textilindustrie Fuß zu fassen.
Dazu nutzten sie bisher hauptsächlich Winterhanf, der als Zweitfrucht angebaut, über den Winter im Stand auf dem Feld verbleibt (Feldröste) und im Zeitraum von Januar bis März geerntet wird. Ein Nachteil ist der geringe Ertrag, was sich ökonomisch für den Anbauer trotzdem rechnet, da über den Zweitfruchtanbau zusätzliche Erlöse generiert werden können.
Auch bei Verarbeitung von Hanf als Hauptfrucht konnte man Fasern gewinnen, die ähnliche Eigenschaften wie die Winterhanffasern aufwiesen, die in der Regel feiner und besser verspinnbar sind. Der Strohrtrag ist aber wesentlich höher.
Die Zusammenarbeit mit Spinnereien und Stoffherstellern ermöglichen es direkt mit Textilherstellern ins Gespräch zu kommen, da keine Fasern sondern Endprodukte angeboten werden können.
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| Dr. Jochen Steinwachs | Teilnehmer |
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| Ulrik Schiøtz | Besichtigung Faseraufschlußanlage |
Zum Abschluß der Veranstaltung erfolgte noch eine Besichtigung der Faseraufschlussanlage in Läwitz.






