Das Wetter - herbstlich schön - lockte sehr viele Besucher am vergangenen Sonntag, dem 05.10.2014 nach Pahren, wo das diesjährige Hof-, Herbst- und Erntedankfest der Pahren Agrar Kooperation stattfand.
Bereits 09:00 Uhr versammelten sich die ersten Gäste zum Erntedank-gottesdienst in der Festhalle.
Die Bänke in der Halle blieben danach jedoch nicht lange leer. Anschließend versammelte sich wieder eine hochkarätige Expertengruppe auf dem Podium, um traditionell aktuelle und brisante Themen zu diskutieren. In diesem Jahr gab eine Textzeile aus dem Lied von Udo Jürgens das Thema vor – Mit 66 Jahren …?! Die Diskussionsleitung lag auch in diesem Jahr wieder in den Händen von René Kolbe, der auf das Kernproblem hinlenkte.
Es standen die Fragen im Raum, wie kann der Überalterung insbesondere in den ländlichen Regionen entgegen gewirkt werden bzw. wie kann das Leben auf dem Lande attraktiv gestaltet werden, um auch der Jugend eine Perspektive zu bieten? Und so stellten sich zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft diesem Thema. Interessant war die fast einhellige Meinung, dass das düstere Bild des demographischen Wandels in unserer Region nicht so düster gesehen wird. Allgemein ist zwar festzustellen, dass es insbesondere nach der Wende eine große Abwanderungswelle in Richtung Westen gab und damit fast eine ganze Generation an Nachwuchs fehlt. Ungeachtet dessen konstatierten die Landrätin Martina Schweinsburg und der dritte Beigeordnete der Stadt Zeulenroda-Triebes, dass die Region gut aufgestellt ist, gute Entwicklungschancen hat und der Trend der Abwanderung inzwischen gestoppt wurde. Auch die Entwicklung der Schülerzahlen ist positiv.
Zum Schwarzsehen besteht demzufolge kein Grund, wie der Geschäftsführer der Pahren Agrar Kooperation Dr. Broßmann ausführte. Trotzdem gibt es in den Dorfgemeinschaften Probleme. Dank der Tatsache, dass sich viele Ältere nicht auf das Altenteil zurückziehen (die „jüngsten Alten“ die es je gab), sondern weiterhin aktiv mitgestalten wollen, können derzeitig noch viele Unzulänglichkeiten des ländlichen Lebens abgemildert werden. Allerdings bedarf es noch vieler Aktivitäten und auch Ideen, um ein attraktives Dorf- und Vereinsleben mit sozialen Strukturen zu entwickeln.
Allein über das Ehrenamt ist nicht alles zu bewältigen. Nach Aussagen vom CDU-Bundestagsabgeordneten Volkmar Vogel stehen drei Aspekte im Mittelpunkt: Die Menschen müssen im Eigentum leben können, es muss die Möglichkeit der Existenzsicherung gegeben sein und die Erfahrungen müssen an die nächste Generation weitergeben werden, dann haben die Dörfer auch in Zukunft eine Zukunft.
Als kleiner Wermutstropfen muss jedoch festgestellt werden, dass in der gut gefüllten Festhalle unter den Gästen leider sehr wenig Jugendliche zu verzeichnen waren.
Der Vizepräsident des Landseniorenverbandes Thüringen brachte die allgemein positive Stimmung mit einem Satz auf den Punkt, in dem er das Motto der Diskussionsrunde ein wenig in die Realität rückte: „Mit 66 Jahren fängt das Leben nicht erst an, aber es hört auch lange noch nicht auf“.
Ein aktives und attraktives Dorfleben in Aktion konnte anschließend in der Praxis erlebt werden. Während in der Festhalle noch die Worte gewechselt wurden, hatten auf dem Betriebsgelände Händler und Direktvermarkter ihre Waren ausgebreitet. Neben Verkaufsständen, die für das leibliche Wohl sorgten, gab es jede Menge nützliche Dinge zu erwerben und auch traditionelles Handwerk zu bestaunen. Bei den Kindern sorgten wieder das Lindaer Spielmobil und eine Hüpfburg für viel Spaß und Freude. Beim Kinderschminken konnten sie sich in eine Fee verwandeln oder auch auf eine Schatzsuche gehen.
Das Unterhaltungsprogramm für die Erwachsenen begann gleich zur Mittagszeit. Der Chefkoch vom Gasthof „Goldener Stern“ in Stelzendorf Daniel Gessinger und der Küchenmeister und Buchautor Harald Saul warfen sich beim Schaukochen die Bälle zu. Die leicht nach zu kochenden Köstlichkeiten konnten vor Ort verkostet werden. Gleichzeitig konnte man dem Töpfer Ralf Naundorf beim „Buttern“ über die Schulter schauen.
Der Höhepunkt am Nachmittag war eine getanzte Modenschau. Die Zeulenrodaer Modefachgeschäfte „Kaktus“ und „Wäsche & mehr“ präsentierten ihre aktuellen Kollektionen für drunter und drüber. Etwas verfrüht eröffnete der Pahrener Karnevalsverein die diesjährige Saison. Die Chilischoten gaben einen kleinen Einblick in das diesjährige Programm mit einem Gardetanz.
Es gibt kein schöneres Lob für die Organisatoren, als eine breite Publikumsresonanz. Und das war in diesem Jahr gegeben. Trotz weiterer Attraktionen und Veranstaltungen im Umkreis von Pahren riss der Besucherstrom bis in die Abendstunden nicht ab.
Artikel vom 06.10.2014